Hygiene-Buch

... das wird lustig ...

Zum Glück haben wir einen Probelauf mit den Maturanten, um die Hygienemaßnahmen beim Betreten der Schule auszutesten. Alle Schüler*innen müssen sich zuallererst die Hände waschen (30 sec lang), dann dieselben desinfizieren und erst dann dürfen/müssen sie direkt in ihr Klassenzimmer. Einziges Problem bei den Maturanten: Die kommen alle um Punkt acht, dann wird's eng. 

 

Aber zwei Wochen später, wenn die gesamte Unterstufe das Schulgebäude zurückerobert, wird das echt lustig - im Erdgeschoss befinden sich 9 Waschbecken (inklusive der Lehrer*innentoiletten) -  die Staus sind vorprogrammiert. Benennen wir die erste Stunde einfach in Hygiene um. Es ist nett, dass man schon um 7:30 aufsperren soll (bei uns ist immer um 7:15 schon offen), aber der Ansturm kommt deshalb trotzdem um zehn vor acht. Wer kann, kommt pünktlich und zwar genau ;-) Wenigstens ist die Hausschuhpflicht aufgehoben - Uhhhh, bei Hausschuhen fällt mir etwas ein! Die Turnklamotten meiner Jungs modern noch in Spinden vor sich hin - die werde ich in naher Zukunft (bevor alle Schüler das Gebäude wieder betreten) bergen. Ich fürchte, die Ausdünstungen könnten eine ernsthafte Gefahr für Leib und Leben darstellen. Weiters fürchte ich, dass noch etliche solcher Stinkbomben in diversen Spinden vor sich hinfaulen. Denn wer denkt in Zeiten der überstürzten Schulflucht wegen Corona schon an die durchgeschwitzten Turnsachen? Gut, dass die Hausschuhpflicht wegfällt. Dann dauert es etwas länger, bis man den Spind wieder mal öffnen muss. Sich in eine Atemmaske zu übergeben, stelle ich mir etwas schwierig vor :-)

 

Aber ja, Hauptsache, man hat sich die Hände gewaschen und desinfiziert, bevor man mit seinem Turnbeutel in Berührung kommt. Wenn man denselben dann bei sich trägt, ist der Sicherheitsabstand aber gewährleistet, also spielt der Turnbeutel dann doch in der richtigen Liga. Schwamm drüber, den braucht man ja eh nicht, denn Sport wird eher sehr klein geschrieben in Corona-Zeiten, zumindest in der Schule, bzw. zumindest in Schulen mit keinem Sportplatz. Denn draußen, da würde man ja schon dürfen - irgendwie...

 

Aber das ist sehr schwer zu vereinbaren mit der Weisung, dass weder geschrien noch gerannt werden darf. Sport ohne, das können ja nicht einmal die Ausgewachsenen. Liebe Hygienebuchautor*innen, habt ihr schon einmal Kinder im Alter von sechs bis 14 gesehen? In Gruppen? Wenn sie in der Klasse still sitzen und sich konzentrieren müssen? Und dann Pause haben?

Die schreien und rennen und bemerken das gar nicht. Wie also soll man sie von etwas abhalten, was sie nicht bewusst tun, sondern was quasi zu ihrer Natur gehört? Maßregeln, abhalten, bestrafen? Kurzfristig an ihre Vernunft appellieren, eventuell. Aber eineinhalb Monate lang? Offensichtlich ist euch schon lange kein Kind in freier Wildbahn mehr über den Weg gerannt. 

 

Aber, was soll's  - vielleicht sind ja alle so froh, wieder in die Schule zu dürfen, dass sie gar kein Bedürfnis haben, sich lautstark mit ihren lange nicht gesehenen Freunden zu unterhalten, sondern leise einen Meter Abstand einhaltend nach dem werten Befinden der anderen fragen. Auch in der Pause werden sie natürlich gesitteten Schrittes zu den Toiletten eilen - mit Atemmaske - und einen Meter Abstand hinter den anderen stehenbleibend von einem Bein auf das andere treten, bis sie endlich dran sind. 

 

Danke, liebes Hygiene-Buch!

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